Hallo zusammen
Dieser Freundesbrief ist länger, persönlicher und offener als sonstige Freundesbriefe: David wird ein wenig auf den Tod seines Vaters eingehen. Aus dem Grund werden wir auch etwas mehr über unseren Glauben sprechen. Aber keine Sorge: Auch in Zukunft stehen die Informationen aus unserer Familie im Freundesbrief im Mittelpunkt. Da aber der Glaube Teil unseres Lebens ist, finden wir, wir gewichten für einmal diesen Aspekt etwas höher.
Tod von Davids Vater
Nach unserer Rückkehr von Hong Kong, am Tag, als wir den 50. Hochzeitstag von Davids Eltern feiern wollten, haben wir Vati in seiner Wohnung gefunden: er starb am Abend vorher. Die Situation, die ganze Verwandschaft, zusammen am warten und dann die Nachricht, dass eine der beiden Haupt-Personen so plötzlich und unerwartet gestorben war, hatte etwas Surreales und Komisches.
Auf der anderen Seite waren da so viele Menschen beieinander, konnten sich gegenseitig trösten und schöne Erinnerungen hochhalten. Speziell Davids Mutter war nicht alleine, sondern sie war umgeben und geborgen inmitten einer Schar von lieben Menschen, die sie ein wenig trösten und den unmittelbaren Moment der schwierigen Nachricht mit ihr teilen konnten.
Dass wir drei Kinder nun vieles selber machen müssen, was vorher Vati gemacht hat, ist eine Herausforderung. Plötzlich liegt es an uns, mehr Besuche zu machen, Sachen zu organisieren, Ansprechspersonen für das Pflegeheim zu sein, die Finanzen zu regeln: Nichts wirklich Grosses, aber halt auf das bestehende Rucksäcklein ein paar Dinge mehr.
Muetti hat sich sehr gut mit der Situation arrangiert: Ja, sie vermisst ihren Eduard sehr und immer wieder. Daneben aber ist sie sehr interessiert an den Kindern und Grosskindern, nimmt aktiv an den Gesprächen Teil, kann ihre Wünsche und Ansichten anbringen und kommunizieren: Sie ist viel aktiver also noch vor zwei, drei Jahren! Da sind wir froh. Und im Pflegeheim Sennhof ist sie sehr glücklich.
Aber: Vati fehlt uns! Die Gespräche, sein zufriedenes Lächeln, seine Besuche bei Muetti, sein uns als Familie in den Mc Donalds in Oftringen begleiten...
Ursula geht wieder auswärts arbeiten (und eine weitere Überraschung)
Als Hausfrau und Mutter von drei Kindern ist man ja nie in der Situation, dass man "nichts arbeitet". Trotzdem ist es für Ursula ein grosser Schritt, wieder auswärts für einen Lohn arbeiten zu gehen. Dies ist die Geschichte dazu:
Noch vor Hong Kong dachte sich Ursula, es wäre doch grad "gäbig", Gott möge ihr doch zeigen, was Er in Bezug auf auswärts arbeiten gehen meint. Sie wusste nicht so recht, was sie überhaupt will und meinte, am einfachsten wäre es doch, wenn sie einen Anruf mit einem konkreten Job-Angebot bekäme. In Hong Kong geschah nichts dergleichen und es gab auch keine Klarheit darüber. So war Ursula etwas enttäuscht, als wir wieder zu Hause waren.
Am ersten Montag zurück, dann aber die Überraschung: Ein Telefonanruf von einem kleinen Altersheims mit der Anfrage, ob Ursula kochen kommen möchte: Jeweils einen Tag in der Woche und ein Wochenende pro Monat, alleine für die ca. 14 Bewohner Mittag- und Abendessen. OK - das war nun doch sehr schnell und sehr konkret!
Noch am gleichen Tag kriegte sie zudem ein gutes Angebot für ein E-Bike: Ein zweites Thema, das sie schon eine Weile umtrieb: Auf den 40. Geburtstag hatte Ursula Geld für Eines bekommen, war sich aber nicht sicher, was sie genau wolle.
Plötzlich waren da nun für beide Themen Lösungen auf dem Silbertablett serviert - einfach so und bei genauerer Betrachtung waren beides sehr gute Lösungen!
Es macht Ursula Spass, mit dem E-Bike unterwegs zu sein und seit August arbeitet sie im Altersheim. Der Beginn war recht happig und hat Ursula sehr herausgefordert. In der Zwischenzeit aber geht es recht gut und wenn sie dort am kochen ist, hat sie richtig Freude!
Arbeitsstelle David
Seit August wissen wir, dass die Heilsarmee einen Teil der Informatik auslagert. Die Frage, die der ganzen Idee zugrunde liegt ist, ob es Kernaufgabe der Heilsarmee ist, eine IT-Infrastruktur zu betreiben. Es hat sich in den letzten Jahren gezeigt, dass die bestehenden Ressourcen und das Wissen immer wieder an Grenzen stossen und nun wären grosse Investitionen mit neuen Technologien im Raum gestanden: Von da her war es der richtige Zeitpunkt, diese Frage zu stellen und die ehrliche Antwort darauf ist halt, dass eine Auslagerung Sinn macht.
Rein Job-technisch scheint es nicht so ein Problem, da die Chancen, in der Informatik wieder eine gute Stelle zu finden, zurzeit intakt sind. Die andere Seite aber ist die Frage darauf, was denn David genau will: Es gefällt ihm sehr in der Heilsarmee, die Arbeitsbedingungen sind toll, er sieht einen Sinn in seiner Arbeit, die über die reine IT herausgeht und es ist toll, nach vier Jahren mit vielen Menschen unterwegs zu sein - alles Benutzer der Informatik - und so langsam aber sicher den Betrieb wirklich zu kennen. Es ist toll, das Gefühl zu haben, in der Heilsarmee etwas bewegen zu können, einen eigenen Beitrag zur Entwicklung der Organisation beitragen zu können.
Ist das nun einfach fertig? Um Ende März wird es sich zeigen, ob es noch Platz gibt für einen IT-Mitarbeiter, auch wenn es nicht mehr technisch darum geht, Server und Netzwerke zu betreiben. Aber vielleicht gibt es noch die eine oder andere Funktion, wo David seine Erfahrung und sein Wissen einbringen und sich in der Heilsarmee weiter entwickeln kann.
Kinder
Krankheit ist etwas, das einem ja immer wieder begegnet. Aber zwei Sachen waren weniger toll: Im August war Benaja etliche Wochen krank - so mit Lungenentzündung und so. Wir sind sehr froh, hat sich das dann nach einer zweiten Ladung des richtigen Antibiotikums gelegt.
Wirklich erschrocken waren wir dann, als Nayara eines Tages weinend nach Hause kam, sie spüre die linke Seite nicht recht, der Mundwinkel nach unten gezogen: Verdacht auf etwas wirklich Schlimmes! So war es dann fast eine Erleichterung, als man gerade nichts ernsthaftes diagnostizierte und einfach der Verdacht auf Migräne im Raum stand. Sie hatte in den letzten Jahren immer wieder Momente, wo es ihr in Erwartungs-Momemten schlecht wurde begleitet von Kopfweh und so. Somit macht die Diagnose von Migräne mit psychischen Auslösern Sinn. Nun hat sie immer Medikamente dabei, um in Momenten, wo es nach einem Migränen-Anfall aussieht, gleich handeln zu können: Das hat soweit gut funktioniert und sie blieb vor weiteren schweren Fällen verschont
Die Kinder dürfen noch einen besseren Umgang untereinander lernen: Man muss sich nicht dauernd provozieren, auch einander Fehler vorhalten oder "gewisse Nettigkeiten" zurückzahlen ist nicht nötig.
Zudem ist es in der Schule gerade schwierig, da es mit ein paar Kindern Probleme gibt, die fies zu Anderen sind. Alle drei Wiedemann-Kinder und einige viele leiden oft unter der Situation. Wir sind sehr froh, dass die Schule da dran ist, mit dem Problem gut umzugehen.
Daneben haben wir das Privileg, Kinder zu haben, welche in der Schule gut mitkommen. Seit letzter Woche wissen wir, dass Benaja nächstes Jahr in Huttwil die Sekundarschule besuchen wird! Auch hat er persönlich Fortschritte gemacht und gibt sich mehr Mühe und arbeitet genauer: Das ist ermutigend und wir haben Freude!
Ferien
Hier ein paar Eindrücke der Auszeiten, die wir als Familie seit dem Frühling hatten:
Hilfsgüter nach Italien bringen
Als Projekt hat Seppu alte PCs der Heilsarmee für einen Pastor in Italien bereit gemacht, damit diese in einem zweiten Leben in der Armut der lokalen Bevölkerung helfen. Es hat mich gefreut, diese mit ihm zusammen nach Italien zu bringen:
Neue Katze
Leider ist während unserer Ferien Sheena verschwunden. Nach ein paar Wochen warten und bangen, haben wir beschlossen, uns von Sheena zu verabschieden und eine neue Katze aufzunehmen:
Musik des Newsletters (von David)
I raise a Hallelujah - Ich erhebe ein Hallelujah
Diesmal möchte ich etwas tiefer auf ein Lied eingehen, für mich steht es für ganz viel, was meinen Vater ausmachte: Je älter er wurde, desto mehr!
In dem Lied geht es darum, dass wir auch dann an Gott festhalten und ihn loben, wenn es eben auch schwierig ist: Sachen, mit denen wir nicht zurecht kommen, welche wie riesige Giganten vor uns erscheinen, denen wir uns nicht gewachsen fühlen. Auch wenn er nicht weiterwusste, hat Vati Gott vertraut, hat er Ihn gefragt und danach gehandelt, wie er Gott verstanden hat! Gerade im älter werden sagte er jeweils: "Ich mache mir keine Sorgen: Wenn ich sterbe, sterbe ich halt: Er schaut schon, dass es gut kommt und ich bin ja dann bei Ihm!"
Viele Menschen denken, beim Christ sein ginge es darum, einer Religion anzuhangen, Regeln zu befolgen, die uns die Kirche - welche auch immer das ist - auferlegt, Traditionen zu erfüllen, die es schon lange gibt - Aber so verstehe ich die Bibel nicht:
Wir glauben, dass es Gott wirklich gibt! Dabei geht es nicht um Wissenschaft gegen Glaube, gut oder böse zu handeln und ähnlich. Es geht darum, dass da jemand ist, der diese Welt gemacht hat, der uns Menschen - jeden von uns - gewollt hat. Er ist an einer Beziehung zu uns interessiert und liebt uns so sehr, dass er alles gegeben hat, damit wir überhaupt Gemeinschaft mit Ihm haben können: Das Sterben und Auferstehen von Jesus.
Als die einzige Person, die je als Mensch gelebt hat, hat Jesus zu 100% nach dem Willen Gottes gelebt. Als Solcher ist er am Kreuz unschuldig für all unser Unvermögen, unser Versagen und all unser Schlechtes gestorben, ER hat es auf sich genommen. Dadurch hat Er für uns Menschen eine Brücke gebaut, die es uns allen ermöglicht, OHNE Vorbedingung mit Gott verbunden zu sein: Wir können uns das nicht verdienen oder erarbeiten oder so - weder mit guten Taten noch mit Geld oder sonstigem Einsatz - sondern können einfach hingehen und Ihm sagen, dass uns unsere Fehler leid tun und wir das Geschenk seiner Vergebung annehmen wollen!
Durch die Auferstehung an Ostern hat Er bewiesen, dass Seine Aussagen dazu, dass es ein Leben nach dem Tod gibt - ohne Tränen, Krankheit oder Tod - Hand und Fuss haben. Dadurch haben wir eine Hoffnung, dass nach dem Tod nicht einfach fertig ist, sondern dass es weitergeht! In unserem diesseitigen Leben entscheidet sich, ob wir unser nach-irdisches Leben bei Gott verbringen oder nicht.
In aller Trauer haben wir die Hoffnung, dass wir Vati einmal wieder sehen können! Als ich vom Auffinden meines Vaters zur Gesellschaft zurück komme, kommt mir unser Jüngster entgegen, fliegt mir um den Hals und sagt: "Papa, weisst Du, was das Gute daran ist, dass Grossvati gestorben ist? Er ist jetzt bei Gott!" So ist es verheissen und daran wollen wir festhalten!
Das Lied hat Vati vermutlich nicht gekannt und ob er es über sein Leben gestellt hätte, weiss ich nicht. Aber für mich passt es sehr gut:
Ich erhebe ein Halleluja, in der Präsenz meiner Feinde (meiner Schwierigkeiten und Ängsten)
Ich erhebe ein Halleluja, lauter als der Unglaube
Ich erhebe ein Halleluja, eine Melodie ist meine Waffe
Ich erhebe ein Halleluja, der Himmel kommt, um für mich zu kämpfen
Ich erhebe ein Hallelujah, mit allem in mir drin
Ich erhebe ein Hallelujah, ich werde die Dunkelheit fliehen sehen
Ich erhebe ein Hallelujah, mitten im Unerklärbaren
Ich erhebe ein Hallelujah, Angst, Du hast mich verloren!
Ich werde singen, mitten im Sturm
Lauter und lauter wirst Du meinen Lobpreis rufen hören
Herauf aus der Asche wird sich die Hoffnung erheben
Der Tod ist besiegt, der König lebt
Englisches Original (Interpretation, die mir sehr gefällt): https://www.youtube.com/watch?v=_lFJWxyq9pA
Deutsch (und etwas weniger rockig ;-) ): https://www.youtube.com/watch?v=L6xi_0-2Qcs
Noch ein paar abschliessende Fotos
Herzlich grüssen Euch
Alle Widis: Ursula und David mit Benaja Isaak, Nayara Joy und Matthja David